Wer kennt es nicht – Querlenker oder ähnliche Kunststoffteile die nach mehr oder weniger starker Belastung zu Bruch gehen. Dieser Eigenschaft kann man lt. Aaron Waldron etwas entgegen wirken – wie erkläre ich euch nun kurz…
Viele der verwendeten Kunststoffteile im RC Bereich sind aus Nylon bzw. werden aus verschiedensten Kunststoff-Nylon Mischungen hergestellt. Nylon ist “hygroskopisch” und nimmt folgedessen Feuchtigkeit auf. Vereinfacht könnte man sagen, umso mehr Feuchtigkeitsgehalt in der Luft, desto flexibler und haltbarer der Kunststoff, ist die Luft trocken wird der Kunststoff “austrocknen”. Das ist natürlich etwas überspitzt dargestellt, denn die Feuchtigkeitsaufnahme bzw. dessen Verlust passiert unter normalen Umständen nicht in ein paar Minuten sondern zieht sich über Monate hin – oder aber, wir helfen nach…
Kunststoffteile die Nylon beinhalten können gekocht werden, um die maximale Haltbarkeit bzw. Flexibilität durch die Feuchtigkeitsaufnahme zu erzielen. Dies ist natürlich gerade bei Neuteilen nicht unbedingt notwendig, aber es gibt Ausnahmen. Richard Royal von RPM RC Products erwähnte das bedingt durch das Produktionsverfahren (hoher Druck, Temperatur, schnelle Abkühlung) “Stress” in den Teilen entsteht und genau hier kann das Abkochen der Teile ein deutliches Plus an Haltbarkeit bringen. Wenn ihr Teile in Verwendung habt die regelmäßig brechen – versucht es einfach, vielleicht kann es euren Verschleiß senken.
Bei alten Fahrzeugen ist der Kunststoff meist sehr trocken und spröde (Lagerung am Dachboden etc.) – hier kann eine “Kochkur” den Kunststoff wieder beleben. Aber wie funktioniert´s denn nun?
Anleitung
1. Du benötigst einen Topf mit Wasser gefüllt, dass du nun zum Kochen bringst. Der Topf sollte natürlich groß genug sein um alle Teile komplett unterzubringen.
2. Lege die Kunststoffteile nun in den Topf – aber Vorsicht! Verwende ein Sieb damit die Teile nicht mit dem Topfboden in Berührung kommen, dieser könnte den Kunststoff verformen oder schmelzen.
3. Nun kommt der gemütliche Teil – lasse die Teile 3 Minuten lang kochen. Längeres Kochen der Kunststoffteile hat keine weitere Wirkung mehr – die Teile sind gesättigt.
4. Du kannst die Teile nun aus dem Kochtopf nehmen – Vorsicht heiß! Gib ihnen nun Zeit abzukühlen. Lege sie dazu auf keinen Fall in den Kühlschrank oder die Gefriertruhe! Sind die Teile nun ausgekühlt kannst du sie wie gewohnt wieder im Fahrzeug verbauen.
VORSICHT BEI KALTEN TEMPERATUREN!
Wenn es draussen kalt ist, rate ich euch von dieser Methode ab, denn gerade wenn die Nylon-Teile mit Wasser gesättigt sind, neigen sie auch dazu bei kalter Witterung zu gefrieren. Und dann brechen sie unter Garantie noch schneller als ohne der Behandlung.
Funktioniert das bei allen Kunststoffen?
Nein, diese Methode könnt ihr nur bei Nylon oder Kunststoff-Nylon Mischungen anwenden. Andere Kunststoffe können sich im kochenden Wasser verformen oder schrumpfen und sind dann unbrauchbar. Wenn ihr euch nicht sicher seid ob ein ein Teil Nylon beinhaltet oder nicht, dann versucht es zuerst mit einem bereits defekten Teil – so geht ihr kein Risiko ein das ihr ein Neuteil beschädigt. Wenn sich dieses Teil nicht verformt oder sonst irgendwie seltsam verhält, dann könnt ihr davon ausgehen das es Nylon beinhaltet oder das ihm die “Abkoch-Kur” zumindest nicht schadet und den Kunststoff haltbarer und flexibler macht.
Viel Spaß!
Quelle: www.rccaraction.com
Gastautor:
Gerald Murhammer von TschiParts
Marn lent nie aus. Interessanter Artikel!
Ich verwende sehr gerne Cocpit Spray (Schaum) zum reinigen und pflegen meiner Kunststoffteile.
Schaum aufsprühen schön “einmasieren” und danach mit einem trockenem Tuch wieder “trocken” rubbeln.
Ich habe den Eindruck das meine Kunstsoffteile dadurch sehr “feucht” und flexiebel bleiben.
Einfach mal ausprobieren ;-)
MfG http://www.d-rc-modellbauforum.de
Für das “einmassieren” will ich einen Bildbeweis :)
PS: Danke für den Tipp!
Generell ist Thermoformen eine gute Methode. Durch das Tiefziehen sind die Teile aus einem „Guss“ da gibt’s so gut wie keine Angriffsfläche.
Interessante Methode…
Ich möchte noch etwas ergänzen:
Nylon, sprich Polyamid nimmt aus der Luftfeuchtigkeit bis zu 5% Wasser auf. Kochen sollter normalerweise nicht notwendig sein, denn das geschieht von ganz allein bei normaler Luftfeuchte.
Neue Teile, die direkt aus der Spritzgußmaschine kommen, müssen erst konditioniert werden, d.h. sie müssen Wasser ausfnehmen, da sie sonst zu spröde sind. Das kann an Lust oder durch Zugabe von einigen Tropfen Wasser in die Folienverpackung geschehen.
Das Wasser wird zwischen den Molekülen des Polyamid in sog. Wasserstoffbückenbindungen eingebaut. Da das Wasser in diesen Wasserstoffbrücken gebunden ist, kann es bei tiefen Temperaturen nicht gefrieren. Aber die Schlagzähigkeit nimmt natürlich mit sinkender Temperatur ab, weshalb die Teile im Winter leichter brechen. Mit Gefrieren oder trockener Luft hat das eher nichts zu tun.
Möchte man Polyamid trocknen (was vor der Verarbeitung geschieht) muss man es schon auf Temperaturen > 80° bei trockener Luft erhitzen.
Das Kochen der Kunststoffteile kann trotzdem helfen, interne Spannungen aus dem Herstellungsprozeß (Spritzgießen) abzubauen. Zudem gibt es Kristallisationsvorgänge im Kunststoff, die bei erhöhter Temperatur schenller ablaufen. Mit zunehmendem Kristallisationsgrad wird Polyamid steifer (höherer Elsatizitätsmodul) und fester (Zugfestigkeit).